Rückzug / Vermeidung in der Partnerschaft

Rückzug / Vermeidung in der Partnerschaft

Wir erleben es sehr oft, dass nur einer der Partner erhöhten Klärungsbedarf hat. Während der andere Teil eher mit Rückzug und Vermeidung agiert. Meistens sind die Rollen geschlechtsspezifisch: Frauen haben oft mehr Klärungsbedarf, Männer tendieren zum Rückzug und Vermeidung. Das ist zwar jetzt recht platt formuliert, spiegelt sich aber in unserer Praxis von Paar zu Paar wieder. Erste Erkenntnis daraus: Das gezeigte Verhalten hat weniger mit der aktuellen Partnerschaft zu tun, sondern ist früh erlerntes Verhalten, das in der eigenen Biografie verortet ist.

Schon alleine diese Erkenntnis kann entlasten. Denn oft reagieren wir auf das Verhalten des Partners ärgerlich und beziehen es auf uns persönlich, was nur zum Teil stimmt. Hier sind wir dann beim Eisbergmodell. Das Verhalten, das wir erleben, das wurde durch eine partnerschaftliche Interaktion ausgelöst. Das Grundmuster aber ist ein Artefakt unserer Biografie.

Wie entsteht denn Rückzug in der Partnerschaft

Rückzug ist eines der drei Verhaltensmuster aus unserem Stammhirn. Die anderen beiden sind Kampf oder der Totstell-Reflex. Immer dann, wenn ich mit meinen normalen Verhaltensweisen nicht mehr gegen eine Situation ankomme, “schützt” mich mein Stammhirn mit einer Ausprägung. Will heißen: Rückzug ist nichts anderes als Flucht. Körperlich zwar anwesend, geistig aber nicht mehr dabei. Eine Hülle sitzt vor dem anderen Partner, der natürlich verzweifelt, weil er permanent anklopft und “keiner mehr zu Hause ist”.

Auch hier ist Selbsterkenntnis ein erster Weg zur Klärung: Wie reagiere ich standardmäßig auf Überforderung? Wo genau? Oder in welchen Situationen wie genau? Wir entwerfen oft mit unseren Klienten eine Art Verhaltens-Landkarte. Die hilft dann auch in einem zweiten Schritt, die Stolpersteine frühzeitig zu erkennen. So dass ich irgendwann in der Lage bin, lang abgerufenes Verhalten zu stoppen. Zu theoretisch bis jetzt? Ja, mag sein. Aber uns ist auch die sogenannte Psycho-Edukation sehr wichtig: Selbsterkenntnis. Verständnis für sich selbst. Verständnis für den Partner. Und – ganz wichtig: Verständnis bedeutet nicht Akzeptanz. Denn trotz aller Erklärmodelle – eine Verhaltensänderung ist notwendig, ein Update sozusagen.

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