Nach vielen Paartherapiesitzungen kommen wir immer mehr zu der Erkenntnis, dass es zwei einschneidende Erlebnisse in der Paarbeziehung gibt: Einen Wendepunkt, wenn ein gemeinsames Kind zur Welt kommt und den zweiten Wendepunkt, wenn es wieder das Haus verlässt. Wenn ein Kind aus einer Paarbeziehung heraus entsteht, dann kommt zur bisherigen Zweier-Situation etwas Drittes dazu.
Gleichzeitig sind die Menschen nicht mehr nur “ein Paar”, sondern sie sind Eltern geworden. Etwas Viertes ist also entstanden. Oft mit dem Effekt, dass sich die Frau in ihre Mutterrolle begibt und bei den Männern? Oft fühlen sich gerade die Männer am Anfang überfordert. Sie bekommen weniger Aufmerksamkeit von der Frau und stürzen sich vermehrt in die Arbeit. Auch mit dem Hintergedanken, dass ja jetzt mehr Menschen zu versorgen sind. Vor allem dann, wenn (für das Kindswohl sehr gut) ein eher traditionelles Programm gefahren wird: Mann geht arbeiten, Frau versorgt das Kind.
Bitte achten Sie darauf, dass Ihre Paarbeziehung nicht verschwindet!
Was wir oft beobachten ist, dass gleichermaßen die Paarbeziehung absolut in den Hintergrund rückt. Man unternimmt nichts mehr miteinander, die täglichen Umarmungen und Kuschelzeiten werden weniger, der Sex oft auch. Jeder geht seinen Aufgaben nach und gleichfalls werden sehr oft auch die eigenen Bedürfnisse sträflich vernachlässigt. In den ersten 5 Jahren mag das noch gut gehen, das Kind wird älter und braucht weniger Zuwendung und die Defizite in der Paarbeziehung fallen immer mehr auf. Spannungen werden mehr. Und oft wechselt die Paarbeziehung von einer herzlichen Beziehung in eine funktionale Beziehung über.
Dies fällt dann vor allem beim zweiten Wendepunkt auf, wenn das Kind aus dem Haus geht. Dann bemerken viele, dass vom Paar nichts mehr über ist und die Elternrolle nur noch marginal benötigt wird. Eine lange Zeit der Sprach- und Herzlosigkeit liegt dann bereits hinter dem Paar und es wird zu einer großen Herausforderung, wieder zu einander zu finden.
Um dem entgegen zu wirken, wäre es gut, schon vor der Kindsankunft sich darüber Gedanken zu machen, wie Ihre Paarbeziehung liebevoll und lebendig bleiben kann. Wo Sie Auszeiten für sich generieren können, in denen Sie sich nahe sind und nahe bleiben. Denn nur Nähe erzeugt weitere Nähe. Das hat dann mit einer unerotischen Planung zu tun, hilft aber. Und alles was hilft, ist gut 🙂