Eine Partnerschaft stelle ich mir als eine Linie mit einigen Kurven vor. Man lernt sich kennen, verliebt sich. Beschließt, ein Paar zu werden. Und irgendwann zieht man vielleicht zusammen. Bekommt Nachwuchs, schafft sich ein schönes Heim und lebt den Alltag zwischen Partnerschaft, Elternschaft und Mensch-sein. Und manchmal gibt es auf dieser Lebenslinie auch Kurven, bei denen das Paar oder einer der Beteiligten, irgendwie etwas „rausgeflogen“ und/oder verletzt wurde. Nichts Schlimmes – wir können nicht leben, ohne dass wir verletzt werden. Viele Paare aber bemerken diese Ausbrüche und Verletzungen nicht direkt, sondern eher subtil. Wie ein kleiner Stachel, der irgendwo drin sitzt. Zu dem vielleicht im Laufe der Zeit noch einige Stachel oder Widerhäkchen dazu kommen. Ohne, dass darüber gesprochen wird.
Auseinanderleben ist ein jahrelanger Prozess
Und irgendwann tun dann die vielen kleinen Stachel weh. Was erst unbewusst war, so ein dumpfes, unfreudiges Gefühl, wird dann bewusst. Dann steht die Partnerschaft auf der Probe. Viele Paare trennen sich dann abrupt, ein paar wollen die Vergangenheit aufarbeiten. Und da steht dann die gemeinsame Lebenslinie im Vordergrund: Wie sah die aus? Welche Sollbruchstellen gab es? Wer hat sie wahrgenommen, wer nicht? Und wo genau und wie genau haben die Verletzungen stattgefunden?
In unseren Augen ein – bei aller Verletztheit – sehr spannender Prozess in einer Partnerschaft, der auch bildlich im Raum entstehen kann. Am Ende steht erst einmal Erkenntnis. Für uns ganz wichtig, denn ohne Erkenntnis keine Veränderung. Und natürlich auch die Frage, in welche Richtung es weitergehen soll und kann. Trauen sich die Partner gegenseitig die notwendige Veränderung zu? Haben beide die Geduld und/oder Zeit, diesen Prozess abzuwarten? Oder geht es eher darum, eine noch mögliche friedliche Trennung einzuleiten. Vielleicht mit einem auf beiden Seiten ausgesprochenen „Schade, dass es nicht geklappt hat“, um sich dann jeweils in einer andere Richtung zu orientieren?
Doch am Anfang steht immer die gemeinsame Lebenslinie. Und die Sollbruchstellen von beiden Partnern, die durchaus anders sein können, da jedes Lebewesen anders empfindet. Eine solche Lebenslinie in den Raum zu legen, sie zu betrachten und zu würdigen, könnte zum Beispiel auch ein Thema für ein Paarwochenende sein.