Wenn wir in einer Partnerschaft belogen werden, gerät etwas ins Wanken, das für eine Beziehung zentral ist: Vertrauen. Die Wahrheit zu verbiegen oder etwas zu verschweigen, fühlt sich für viele wie ein tiefer Verrat an – unabhängig davon, wie „groß“ oder „klein“ die Lüge war. Zunächst einmal: Es ist wichtig, die eigenen Gefühle ernst zu nehmen. Wut, Trauer, Enttäuschung – all das hat seine Berechtigung. Gleichzeitig lohnt sich ein zweiter Blick: Warum wurde gelogen? Ging es um Selbstschutz, um den anderen nicht zu verletzen, um Schuldgefühle oder um die Angst vor Konsequenzen? Und – wie will ich damit umgehen?
Belogen werden in der Partnerschaft – ein Trennungsgrund?
Der Umgang mit einer Lüge braucht Zeit, Raum und ehrliche Kommunikation. Pauschale Vorwürfe bringen meist wenig. Stattdessen hilft es, in Ich-Botschaften zu sprechen: „Ich fühle mich verletzt, weil…“ So entsteht ein Gespräch und kein Machtkampf. Als Paartherapeuten erleben wir häufig, dass Lügen nicht aus Bosheit entstehen, sondern aus ungelösten Themen oder Ängsten. Eine Lüge kann – so schmerzhaft sie ist – auch eine Einladung sein, genauer hinzusehen: Wie sicher fühlen wir uns in unserer Beziehung? Gibt es Tabus oder unausgesprochene Erwartungen? Reden wir wirklich offen miteinander? Und manchmal geht es auch um das Ende einer bisherigen Illusion. Aber auch das hat meistens mit einem selbst zu tun.
Für den belogenen Partner heißt das: Setze klare Grenzen, aber höre auch zu. Für den, der gelogen hat: Übernimm Verantwortung, sei transparent und zeige glaubwürdig, dass du das Vertrauen wieder aufbauen willst. Vertrauen lässt sich nicht einfordern – es muss wachsen. Eine Lüge ist oft kein Beziehungsende, aber sie ist ein Wendepunkt. Wer diesen gemeinsam gestaltet, kann sogar gestärkt daraus hervorgehen. Ehrlichkeit, Mitgefühl und Mut zur Verletzlichkeit sind dabei die Schlüssel. Wir erleben oft, dass es dann sinnvoll ist, Einzelsitzungen zu nehmen, um gerade dieses Vertrauen wieder aufzubauen und vielleicht auch die Frage für sich zu beantworten, warum man in einer Illusion gelebt hat.