Auch Abschiede gehören zum Leben, genauso wie es immer wieder einen Neubeginn gibt. Doch gerade bei Paaren stellen wir zwei gegenläufige Tendenzen fest. Auf der einen Seite wird viel zu lange in unguten Be-Ziehungen geblieben, ohne dass die Partner auch nur irgendeine Anstrengung unternehmen, die bisherige “Versuchsanordnung” zu verändern. Beide verharren in einer Art Schockstarre wie das Kaninchen vor der Schlange. Weil manchmal auch die Angst vor dem, was kommen kann viel größer ist, als das “gewohnte Elend”.
Herzlich willkommen jahrelanges Leiden ohne Weiterentwicklung. Und in solchen Situationen lohnt es sich darüber nachzudenken, was denn zusätzlich noch dazu kommen müsste, damit man sich selbst bewegen kann, wenn sich schon der Partner nicht bewegt? Auch das Warten auf die Bewegung des Partners kann lähmen.
Die Kehrseite der Medaille
Auf der anderen Seite erleben wir dann die schnellen Trennungen. Schnell in die Distanz, schnell in den Abstand gehen, sich kurz die Wunden lecken. Dann alles daran setzen, sich zu entlieben und weiter zu gehen. Wie wenn man eine sehr große Angst vor dem Hinschauen hätte, was denn nicht so gut lief und läuft. Angst vor einem Dialog mit offenem Herzen und auch Angst davor, vielleicht selbst Dinge bei sich zu entdecken, die einem nicht schmecken und für die man sich manchmal auch schämt. Dann lieber schnell trennen, bevor die eigene Krone zwei bis drei Zacken verliert.
Eine mögliche Lösung: Je nachdem, welche der beiden Varianten gerne genommen werden: Bei zu langem Verweilen sich erst einmal immer stärker auf die eigenen Bedürfnisse konzentrieren und darauf achten, dass es einem selbst in der Beziehung gut geht, seinen Ängsten begegnen und aus der erwachsenden Klarheit heraus dann eine Entscheidung zu treffen. In der Geschwindigkeit, die gerade gut tut. Und bei zu schneller Trennung – einfach ein bisschen langsamer werden. Achtsam nach innen horchen. Welche Stimmen kommen denn da hoch? Was passiert mit mir, wenn ich mich auch in diesem Moment ein bisschen öffne und offen bleibe? Wie kann ich meinem Partner oder Partnerin mit offenem Herzen begegnen und was genau ist dann?