Stellen Sie sich vor, Ihr Partner mag nicht mehr mit Ihnen zusammen sein. Er will sich von Ihnen trennen und teilt Ihnen das auch unmissverständlich mit. Manchmal passiert das mit Vorankündigungen über einen längeren Zeitraum hinweg, die Sie eventuell nicht so richtig ernst nehmen. Und manchmal Knall auf Fall. Ein ziemlicher Schock für viele. Zeit sich Gedanken über den eigenen Anteil zu machen, Zeit sich zu schütteln, sich zu sortieren und zu schauen, wo man denn gerade in seinem Leben steht. Und vielleicht das Momentum der Bewegung nutzen, um sich selbst zu verändern.
So weit die Theorie. Aus unseren archaischen Anteilen heraus neigen wir gerade in solchen Lebenssituationen zu Verhaltensweisen, die dem “fight, flight or freeze”-Muster entsprechen. Und genau diese Verhaltensweisen sind gerade in den zwischenmenschlichen Beziehungen, auch wenn sie gerade zu Ende gehen, nicht förderlich.
Wo stehen Sie denn gerade?
Lebendiges Innehalten ist vielleicht ein sinnvollerer Schritt in dieser Situation. Das wahrzunehmen, was mir mein Gegenüber mitgeteilt hat und offen zu bleiben, ohne zu versteinern, wegzulaufen oder zurück zu schlagen: “Aha, Du hast Dich entschieden, Dich von mir zu trennen”. Und zu schauen, was da selbst in einem hochsteigt in diesem Moment. Eine Situation so zu nehmen, wie sie eben gerade ist – ohne sich mit den aufdrängenden Bewertungen aufzuhalten.
Auch wenn die katholische Kirche von “bis dass der Tod euch scheidet spricht” – die Scheidungszahlen sprechen eine andere Realität. Menschen verändern sich permanent, nicht nur ihre Körperzellen. Das ist etwas, was wir oft nicht wahrhaben wollen. Aber wir entwickeln uns ständig weiter – in die eine oder andere Richtung. Und manchmal passt eine Beziehung nach zehn Jahren einfach nicht mehr. Alles ist pemanente Veränderung.
Und wenn ich von diesem Standpunkt der Akzeptanz einer ständigen Veränderung dann auf meine augenblickliche Situation schaue, was passiert dann? Was passiert in mir, wenn ich mein Leben als Veränderung wahrnehme anstatt als Konstante? Wie gehe ich dann mit solchen Situationen um? Und wie kann ich dann das Momentum der Bewegung, die sich dadurch vielleicht beschleunigt ergibt, nutzen um selbst mutige Schritte zu machen. Und ich spreche von Schritten und nicht von einem 100-Meter-Spurt. Sich zu sagen “Ja, das Leben ist Veränderung, ich verändere mich permanent und auch mein Partner verändert sich permanent”. Schade, dass die gemeinsame Veränderung nicht gemeinsam weitergeht. Und sich der Veränderung zu überlassen und zu schauen, wohin man selbst gehen möchte.
Merken Sie den Unterschied? Es geht sprichwörtlich darum, das Glas nicht halbleer, sondern halbvoll zu nehmen. Und achtsam zu schauen, wohin ich selbst mit der Schubkraft von außen ich mich jetzt hin bewegen möchte. Und mich nicht auf das “Warum”, auf das Wegschieben der Realität, auf mein aufkommendes Selbstmitleid usw. zu konzentrieren, sondern den Kopf in eine andere Richtung zu drehen. Nutzen Sie Ihr Momentum der Bewegung. Jetzt!