Da stimmen wir mit vielen Paartherapeuten überein: Die wenigsten Partnerschaften zerbrechen an der Partnerschaft oder dem Partner an sich – sondern an den Verhaltensdrolligkeiten, die wir in unserer Kindheit entwickelt haben und immer noch mit uns herumschleppen. Und meistens unbewusst ausleben. Normales Leben eben, nicht nur in Beziehungen, sondern auch im Job und sonstigem Alltag. Dass wir einen biografischen Rucksack mit Erlebens-Anteilen aus den jeweiligen Altersschichten mit uns herumschleppen, ist ja an sich nicht schlimm. Und lässt sich auch nicht abstellen, weil das bedeuten würde, dass wir etwas an unserer Biographie ändern. Aber die ist unveränderbar.
Herausfordernd ist nur, dass wir das meist unbewusst ausleben? Also gesteuert werden von Verhaltensweisen, die nicht mehr altersadäquat sind und trotzdem von einem Erwachsenen ausgeführt werden. Beispiel zur Verdeutlichung: Wenn ich als 6Jähriger miterleben musste, wie sich meine Eltern getrennt haben, kann ich unter Umständen eine Verlassensangst mit allen Auswirkungen entwickeln. Das ist normal. Herausfordernd wird es nur, wenn ich auch als erwachsener Mensch von dieser Verlassensangst „getriggert“ werde und wie ein 6Jähriger reagiere.
Was tun? In den meisten Fällen hilft es schon, wenn ich mir bewusst werde, in welchem Modus ich denn gerade unterwegs bin. Bin ich erwachsen und präsent, oder eben nicht und überlasse das Handlungsfeld einem biografischen Anteil?
Kommen Sie wieder auf die Füße – ab und zu!
Gerade in engen Beziehungen zeigen sich diese „Auffälligkeiten“ öfters, da wir dort unseren Panzer ablegen, den wir uns für unser Berufsleben meistens anziehen. Und – die meisten Verletzungen, die wir als Mensch erfahren, erfahren wir in engen sozialen Bindungen und in frühen Stadien unseres Lebens. Deshalb treten sie auch in engen Bindungen gehäuft wieder auf.
Vielleicht eine kleine Übung aus der Körperpsychotherapie dazu: Jedes Mal wenn ein ungutes Gefühl hochsteigt oder eine Situation eskaliert, kann es helfen, wenn Sie sich auf Ihre Füße auf dem Boden konzentrieren. Das macht präsent und augenblicklich. Und sich dann überlegen, ob das ungute Gefühl der jetzigen Situation geschuldet ist, oder ein alter Bekannter ist, der nichts mit der aktuellen Situation zu tun hat.
Ihre Füße als Musterunterbrecher. Immer mit dabei. Man muss nur immer wieder daran denken, dass sie beim Sortieren helfen können. Dabei wünsche ich Ihnen viel Spaß.