Übergang aushalten

Übergang aushalten

Wir kennen das Erlebnis einer Trennung und/oder eines Verlustes sowohl aus eigenem Erleben. Aber auch aus unserer Arbeit in der Trennungsbegleitung. Und wir kennen die Zyklen, die ein Mensch durchläuft – vor allem dann, wenn er “getrennt” wurde. Also nicht aktiv diese Trennung und damit Übergang herbeigeführt hat. Und ja, diese Übergänge, die plötzlich und unerwartet passieren, können einen buchstäblich von den Füßen holen. Oder etwas, was ich lange ersehnt und erwartet habe, passiert einfach nicht.

Und egal, ob etwas von uns initiiert wurde, unerwartet oder gar nicht passiert – es beeinflusst unser Leben und schafft einen Übergang von dem jetzigen Zustand in einen neuen Zustand. Das passiert täglich um uns herum und uns selbst. Unsere normale Situation ist es, vom alten Zustand dann sehr schnell in den neuen Zustand zu wechseln. Quasi schnellstmöglich die Lebens-Fronten zu wechseln und auf der neuen Spur weiterzugehen. Das ist dann wie ein kleines Kind, das aus dem dunklen Keller etwas holen soll. Es verschwindet schnell, laut pfeifend oder singend die Kellertreppe runter und hastet mit dem Gewünschten sehr schnell wieder nach oben.

übergängeDie Lebens-Übergänge lassen wachsen

Was wir aber meistens dabei verweigern ist der Übergang selbst. Dieses “in between”, dieses Nichtwissen und Dazwischenstecken. Dieser spannungsreiche Zustand, in dem das Alte noch nicht richtig abgeschlossen und das Neue noch nicht sichtbar ist. Das halten wir meistens nicht aus. Und gerade dieser Übergang hat für uns Menschen ein enormes Potential – weil wir in diesem Zustand trauern, nachdenken, gegenlenken, neu entwerfen, rekapitulieren und “sein” können. Bevor es wieder in einem anderen Zustand weitergeht.

Und genau das erleben wir in der Trennungsbegleitung: Dieser Zustand ist für viele Menschen schwer, bis gar nicht auszuhalten. Und dennoch sind wir uns hier so nah wie nie – außerhalb unserer normalen Muster und Lebens-Strukturen, im Neu- oder Niemandsland sozusagen. Und wo nichts ist, da werden wir beweglich und können uns umschauen.

Wenn auch mit Angst und Unbehagen, weil es aktuell keine gewohnten Definitionen gibt. Und weil wir es vielleicht auch gar nicht gewohnt sind, dass wir uns selbst definieren dürfen – unsere Werte, unsere Kriterien, unsere Lebensentwürfe.

Und vielleicht macht das am meisten Angst – sich selbst zu entdecken, ohne Beschränkungen, ohne Glaubenssätze und ohne Rollenmuster. Nur ich, meine inneren Kritiker und die Zeit des Übergangs. Im Sein. Und was ist, darf sein. Und was sein darf, kann sich auch verändern…..

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