Zufriedenheit ist eine Zier, die in vielen Partnerschaften nichts zu suchen hat. Da wird versucht, den anderen Partner zu erziehen, ihn so maßzuschneidern, damit er auf die eigenen Marotten passt. Oder – beliebtes Spiel: Je lauter ich etwas einfordere, desto schneller verschwindet oder verstummt der Partner und je mehr er das macht, desto lauter und bedrängender werde ich selbst. Oder – wir lassen den Partner nur bis zu einem gewissen Grad an uns heran, verlangen aber umgekehrt, dass er uns “alle Türen zu sich” aufmacht. Und sind dann enttäuscht, wenn er seinen Schutzimpulsen genauso folgt, wie wir das unseren tun.
Bindungsängste sind normal seit wir unserer ersten Bindung entwachsen sind
Unsere erste Bindung war die zu unserer Mutter, und irgendwann später auch die zu unserem Vater. Und meistens lief die Bindung/Beziehung nicht gerade schlackenfrei ab. Wir lernten, vorsichtiger zu sein. In Be-Ziehung zu und auf andere Menschen. Gut gelernt! Und diese Vorsicht nehmen wir in jede Beziehung zu anderen Menschen mit, vor allem in Liebesbeziehungen, die richtig tief gehen und – zur Not auch verletzen können. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir “nicht alles” geben. Und auf der anderen Seite auch gut so. Findet Beziehung eh immer im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Zugehörigkeit statt. Und um autonom zu sein, muss ich mich auch abgrenzen, zumachen, nicht alles hergeben.
Und manchmal ist es gut, das bei sich und bei seinem Partner eben so zu akzeptieren. Das entspannt augenblicklich, holt sich und andere von einem ungut hohen Podest und macht letztendlich zufriedener.
Pathologisch wird es erst dann, wenn Menschen bei sich entdecken, dass sie überhaupt keine oder nur sehr kurze Beziehungen zustande bringen. Dann ist vielleicht eine Aufarbeitung der ersten Erfahrungen und der derzeit gelebten Erfahrungen angesagt, damit vor lauter Autonomie irgendwann auch mal wieder so etwas wie Zugehörigkeit im eigenen Leben Platz findet….