“Was sind die wichtigsten Werte in einer funktionierenden Beziehung” wurde uns im Dezember von einer großen Zeitung als Frage gestellt. Eine große Frage, über die man sich trefflicherweise sehr ausgiebig auslassen kann. Aufgrund meiner schwäbischen Herkunft komprimiere ich allerdings gerne. Komme auf den Punkt. Wenn in einer Beziehung die eigenen Bedürfnisse geachtet und gelebt werden können und man gleichzeitig immer wieder in einer fruchtbaren Kommunikation / Dialog ist – dann sind schon mal 75% aller möglichen Klippen umschifft. Warum?
Eigene Bedürfnisse haben etwas mit Sattheit und Zufriedenheit zu tun
Wenn ich es schaffe, meine eigenen Bedürfnisse zu leben, sie einzufordern, dann fühle ich mich rund und satt. Modell glucksender Säugling. Und wenn ich es dann noch schaffe, diese gegenüber meinem Partner zu äußern, ohne dass ich Angst haben muss, dass er gleich aus der Beziehung geht – dann geht es mir auch in der Beziehung gut. Und natürlich umgedreht. Hört sich unerhört an in einer Gesellschaft, in der geben seliger als nehmen ist. Und genau daran scheitern viele Beziehungen.
Man achtet nicht mehr auf seine eigenen Bedürfnisse, gibt ihnen keinen Raum mehr. Wird unzufrieden. Projiziert die eigene Unfähigkeit, seine Bedürfnisse zu leben, auf den Partner. Der ist Schuld. Sagt lange nichts. Irgendwann platzt einem dann der Kragen, man wird wütender und fordernder. Und stößt meistens auf Unverständnis. Oder umgekehrt. Anstatt sich von Anfang an um die eigenen Bedürfnisse und um den Dialog mit dem Partner zu kümmern.
Was sonst in einer Beziehung noch wichtig ist?
Natürlich gibt es noch andere Werte, die wichtig sind: Vertrauen, Verlässlichkeit, gemeinsam Spaß haben, gemeinsame Interessen, eigene Interessen, genug Zeit für sich und seine eigenen Freunde, gemeinsame Werte und Ziele für sich als Mensch, als Paar, als Eltern und als Familie. Um nur noch ein paar existenzielle zu nennen. Und: Beziehung ist immer ein Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz, Autonomie und Symbiose. Bei vielen Paaren sind diese vier Dinge nicht im Gleichgewicht, sondern werden ungut überbetont. Dadurch kippen dann Beziehungen unter anderem auch. Aber auch diese vier Dinge haben etwas mit den eigenen Bedürfnissen, deren Durchsetzung und der Kommunikation darüber zu tun…..