Eine spannende Frage – was passiert mit einer Beziehung während der Corona-Krise, wenn wir während der Pandemie Ausgangsbeschränkungen haben. Also auf uns zurückgeworfen sind. Sprich, alle lieb gewonnenen Ablenkungen sind auf einmal weggefallen – kein Treffen mit Freunden & Bekannten, kein Restaurantbesuch, kein Besuch im Fitness-Center. Und – vielleicht arbeiten beide Partner auch noch von zu Hause aus, weil das Unternehmen das ermöglicht oder man eh Freiberufler ist. Also – traute Zweisamkeit. Zwangsweise. Das kann gut laufen. Oder ganz schön eng werden.
Wir empfinden die Zeit gerade als Katalysator. Das was bisher gut gelaufen ist in der Beziehung, wird auch weiterhin gut laufen. Und da, wo bisher Sand im Getriebe war, wird es weiter knirschen und/oder sich verstärken. Oder Explodieren. Ein schlauer Mann hat irgendwann mal gesagt, dass die Vermeidung der Gefahr die Gefahr in sich birgt. Was im Klartext heißt: Alle Themen, die bisher unter den Teppich gekehrt wurden, kochen hoch.
Beziehung während der Corona-Krise
Jetzt kommt es darauf an, wie ich persönlich auf die Welt schaue: Erlebe ich Krisensituationen als bedrohlich? Und wie bin ich in meinem bisherigen Leben mit bedrohlichen Situationen umgegangen? Also weg von der Paar-Ebene hin zur persönlichen Ebene. Denn unsere persönliche Biographie prägt uns, wie wir mit solchen prekären Situationen umgehen – meistens sehr Steinzeit-mäßig – fight, flight or freeze. Genau dann, wenn es eng oder bedrohlich wird. Also – entweder ich versuche zu kämpfen, zu fliehen oder erstarre bewegungslos zur Salzsäule.
Und genau da liegt auch ein Ansatz, wieder ein bisschen mehr Klarheit in die Beziehung zu bekommen, sofern es dort knirscht. Wenn ich meine persönliche Engpass-Strategie kenne, dann kann ich auch dagegen steuern. Auch und gerade im Paargespräch. Voraussetzung – ich muss sie kennen. Was sehr viele Menschen nicht tun. Dann ist eher eine Zeit der Selbstbeobachtung angesagt. Wie reagiere ich denn, wenn ich in überfordernde Situationen komme.
Wir beobachten oft, dass Paare nach einer gewissen Zeit des Zusammenlebens sehr gut darin sind, sich gegenseitig ihre Knöpfe zu drücken. Und sich dann daran abarbeiten und immer wieder in dasselbe Hamsterrad einzusteigen. Eine never ending story. Wenn ich aber jetzt meine Köpfe kenne, dann kann ich irgendwann das auch im Gespräch bemerken und rechtzeitig meinem Partner signalisieren, dass da etwas in Gang gesetzt wird, was vielleicht nicht zum eigentlichen Thema gehört.
So beruhigen sich auch Streitgespräche an dieser Stelle wieder. Und man kann wieder neu ansetzen.
Wenn Sie also die Corona-Krise für sich und Ihre Beziehung nutzen wollen, dann empfehlen wir Ihnen, immer wieder stehen zu bleiben, zu schauen, was nicht so gut läuft und wo denn Nachjustierbedarf besteht. Und dann genau die Themen auf den Tisch zu legen und zu klären. Und falls Sie alleine nicht weiterkommen – Hilfe holen.