Viele Partnerschaften zerbrechen irgendwann daran, dass einer oder sogar beide der Partner immer mehr das Gefühl bekommen, ihre eigenen Bedürfnisse kommen innerhalb der Partnerschaft zu kurz. Und/oder haben diese auch noch nie artikuliert – sie wollen es dem anderen “Recht machen” und verzichten so auf vitale Anteile des eigenen Lebens. Oder haben schlichtweg Angst, das vom Partner einzufordern, was man selbst gerne hätte und einem gut tun würde. Angst, weil man befürchtet, der andere würde gehen, wäre enttäuscht, beleidigt und – wir denken, die Liste lässt sich fortsetzen. Und deshalb sagen wir lieber gar nichts mehr.
Autonomie vs. Zugehörigkeit
Der ewige Kampf zwischen dem Wunsch dazuzugehören und dem Bestreben nach Autonomie manifestiert sich auch hier. Viele Partner meinen, zu einer guten Partnerschaft gehört die Verschmelzung: Interessen, Meinungen, Tätigkeiten, Bedürfnisse – alles gleich und ähnlich. Vergessen dann doch, dass eine Partnerschaft immer aus zwei Individuen besteht, die verschieden waren, sind und bleiben. Und in dieser Verschiedenheit zeigt sich wieder die Autonomie, denn am Ende ist jeder alleine, eine unverwechselbare Persönlichkeit.
Deshalb lohnt der Verschmelzungsversuch gar nicht. Und für das Problem mit den Bedürfnissen? Es kann sein, dass Sie erst wieder lernen müssen, ihre Bedürfnisse zu äußern und diese auch gegen eine Enttäuschung ihres Partners durchzusetzen. Nur hat das dann nichts mit ihrem jetzigen Partner zu tun, sondern “gelernt ist gelernt” eher mit Ihrem Lernen aus Ihrer persönlichen Kindheit. Gehen Sie es an. Ihr Leben wird dadurch lebenswerter. Garantiert.
In unseren Augen besteht eine lebendige Partnerschaft aus einem guten Mix aus Autonomie und Zugehörigkeit. Beide Teile wollen ausreichend gesehen, gewürdigt und gelebt werden. Damit dann der eine Teil den anderen auch schätzen lernt. Und vielleicht auch lernt, dass man trotz Zugehörigkeit und Verbundenheit in einer Beziehung, manchmal sein “Ding” auch alleine machen muss. Dass deshalb die Partnerschaft nicht schlecht ist, sondern dass das absolut normal ist.