Oft suchen uns Paare auf, deren Beziehung schon lange nicht mehr so erfüllend ist, wie sie einmal war. Die kleinen Verletzungen auf dem gemeinsamen Weg sind zu viele geworden, die Interessen haben sich vielleicht auseinander entwickelt, die Streitereien wegen Nichtigkeiten werden häufiger. Und Gespräche wie früher finden auch nur noch auf das Notwendigste beschränkt statt. Und ab und zu gibt es auch noch eine oder mehrere Außenbeziehungen des Partners, die zwar weh tun – aber bisher nicht zum Abbruch der Partnerschaft geführt haben.
Was kittet mich an meinen Partner?
Was ist der Kitt, der die Menschen noch beeinander hält ist dann eine der ersten Fragen, die von uns kommen. Und was müsste an Fähigkeiten, Fertigkeiten, Impulse oder Ressourcen dazukommen, damit der mehr leidende Partner es schafft, einen für ihn guten nächsten Schritt zu tun? Und oft ist es – so banal es klingt – die Gewohnheit, die Paare zusammen hält. Die schwerer wiegt als jede bisherige Verletzung. Oder die Angst vor dem Alleinsein, vor der dann erzwungenen Selbständigkeit. Und manchmal gibt der verletzende Partner dem eigenen Leben auch Sinn – ich habe jemand, über den ich mich beklagen kann!
Partner-Bilanz
Und trotzdem ist es sinnvoll, immer wieder eine Art Partnerbilanz zu ziehen und zu schauen (vielleicht auch gemeinsam) ob und wieviel vom Kitt noch da sind. Ob das gleichbleibend ist, ob was weggekommen oder dazugekommen ist. Und wie es mir selbst gerade geht. Und wie meine Werte, nach denen ich lebe, gerade im Lot sind. Und – sollte etwas aus dem Gleichgewicht sein, immer wieder, was mich denn in der Partnerschaft hält und ob ich das, was aus dem Gleichgewicht kam, auch selbst beeinflussen kann und will.
Und – das alles nur wahrnehmen. Es gibt (erst einmal) nichts zu tun. Nur wahrnehmen und schauen, was diese Wahrnehmung mit mir so macht.